BKM Sonderpreis "Kultur öffnet Welten"
Anlässlich der 2. Verleihung des Sonderpreises der Initiative "Kultur öffnet Welten", Ende April 2017 in Düsseldorf, antwortete Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters (BKM) auf Fragen von kulturpreise.de….
kulturpreise.de: Die Preise der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gehören oft zu den am höchsten dotierten in der Bundesrepublik, so zum Beispiel der unlängst vergebene Deutsche Filmpreis. Nun gründen Sie, Frau Grütters, weitere Preise, so zum Beispiel den "Deutschen Buchhandlungspreis" vor zwei Jahren und im vergangenen Jahr den Sonderpreis "Kultur öffnet Welten", den Sie gerade zum zweiten Mal verliehen haben. Was treibt Sie an?
Kulturstaatsministerin Monika Grütters: Mit Kulturpreisen möchte ich Anerkennung und Ermutigung für das große, oft sehr persönliche Engagement vieler Kultur-Enthusiasten zum Ausdruck bringen. Herausragende kulturelle und künstlerische Leistungen erhalten so eine Art Gütesiegel des Bundes. Zugrunde liegen hier in der Regel Entscheidungen unabhängiger Jurys. Mit Preisen können wir zudem auf aktuelle Entwicklungen reagieren und dazu beitragen, dass die Künste in ihrer Rolle als Seismograph und Korrektiv einer Gesellschaft gestärkt werden.
Kulturpreise sind in der Tat so etwas wie Indikatoren für gesellschaftliche Veränderungen und Innovationen - hier also im Bereich Kulturelle Bildung. Das lässt sich am "Handbuch der Kulturpreise" ablesen, das Entwicklungen in der deutschen Preiselandschaft seit inzwischen 40 Jahren abbildet. In den letzten acht Jahren konnten in der Online-Ausgabe des Handbuchs 143 Preise identifiziert werden, die speziell Aktivitäten der kulturellen Bildung auszeichnen – so auch der entsprechende BKM-Preis – oder mindestens für diesen Bereich sehr relevant sind. Sehen Sie Preise also als eine aktive Aufgabe von Kulturpolitik oder doch eher als eine Reaktion auf gesellschaftliche Trends?
Grütters: Beides ist legitim: die aktive Ermutigung seitens der Kulturpolitik und auch die Aufmerksamkeit für wichtige gesellschaftliche Prozesse. Den BKM-Preis für kulturelle Bildung haben wir 2009 eingeführt. Natürlich hat sich seither – und das ist gut so – sehr viel getan. Dass das Feld der kulturellen Bildung besonders dynamisch ist und wächst, freut mich. Wichtig sind aber auch nachhaltige Strukturen, die das Thema Vermittlung als Daueraufgabe etwa in unseren Kultureinrichtungen fest verankern. Dies bleibt eine Herausforderung. Es besteht kein Grund, sich hier zurückzulehnen.
Preise dienen der PR, sie kreieren medienwirksame Events, denken wir an den im Fernsehen als Gala übertragenen "Deutschen Filmpreis". Aber auch die Düsseldorfer Verleihung des Sonderpreises "Kultur öffnet Welten" hatte jetzt ihre Medienöffentlichkeit. Das kann der Sache und den Empfängern dienen, aber doch auch den Auslobern. Wo zwischen Kultur und Politik ordnen sie Ihre Preisaktivitäten ein?
Grütters: Meine Aufgabe ist die Kulturpolitik – und die findet auch unabhängig von Preisverleihungen öffentliche Wahrnehmung. Gerade im Bereich der kulturellen Bildung ist die bundesweite Anerkennung für die zahlreichen kleinen, meist ehrenamtlichen Initiativen und Projekte in den Regionen wichtig. Präsentationsmöglichkeiten dienen der verdienten Würdigung. Entscheidend ist dabei, dass wir Kulturvermittlung über den Tag hinaus als Daueraufgabe im Normalbetrieb verstehen. Und wertvoll für die Akteure vor Ort ist, dass sie und ihr Publikum auch einmal höchstrangig für "ausgezeichnet" erklärt werden.
Welche Rolle spielt für Sie die zeitliche Dauer von Preisen: Wie lange soll es den Sonderpreis geben?
Grütters: Der Sonderpreis "Kultur öffnet Welten" ist als zeitlich begrenzte Initiative angelegt, wie in der Bezeichnung "Sonder"-Preis schon zum Ausdruck kommt. Der Preis sollte einen Impuls geben, damit kulturelle Initiativen gestärkt werden, die sich im Kontext von Migration und Integration engagieren. Entscheidend ist nach solchen naturgemäß zeitlich begrenzten Anstößen, dass wir als Kulturpolitiker, -akteure und -institutionen diese Aufgabe auch dauerhaft anerkennen. Die einzelnen Aktivitäten werden sich dann mit der Zeit fortentwickeln. Denn – wie gesagt – inhaltlich handelt es sich nicht um eine Sonder-, sondern um eine Daueraufgabe.
Deutsche Künstler sind zunehmend global bzw. im gemeinsamen europäischen Kulturraum unterwegs. Das Portal kulturpreise.de bietet bisher den zahlreichen Nutzern nur einen umfassenden und vergleichbaren Zugang zu den wichtigsten Informationen in Deutschland. Was halten Sie – gerade im Hinblick auf diese kulturpolitischen Veränderungen – von einer Öffnung in den europäischen Raum, um sowohl deutschen Künstlern Informationen über Auszeichnungen und Stipendien in anderen Ländern zu ermöglichen wie auch ausländischen Künstlern Informationen über unsere Angebote?
Grütters: Hierzu gibt es zahlreiche Informationsangebote. Mein Haus fördert beispielsweise das Internetportal www.touring-artists.info. Es stellt Kreativen all das Wissen zur Verfügung, das sie für Auslandsaufenthalte benötigen - zu Urheberrecht, Stipendien und Residenzen, zur Förderung und Finanzierung kultureller Projekte, zu Visa- und Arbeitsgenehmigungen, zu Fragen des Steuer- und Sozialrechts sowie zu Versicherung und Transport. Mit Stipendien für Künstlerinnen und Künstler wie in der Villa Massimo in Rom, im Deutschen Studienzentrum in Venedig oder in der Villa Aurora in Los Angeles tragen wir überdies zur grenzüberschreitenden Mobilität in der Kultur bei.
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Anm. der Redaktion: Das Internetportal www.touring-artists.info ist in der Tat eine wichtige, gut gestaltete Informationsquelle sowohl für Deutsche, die im Ausland arbeiten wollen, wie vor allem auch für Ausländer, die mehr über die Bedingungen und kulturelle Fördermöglichkeiten in Deutschland wissen wollen. Allerdings ist es kein Portal, das über grundsätzlich für Ausländer bzw. Deutsche offene Preise und Stipendien in allen Ländern Europas informieren kann und will, deren Zahl auf rund 2000 geschätzt wird: So stammen hier nur 12 oder ca. 6% der 203 Einträge der "Förderdatenbank" von im Ausland ansässigen Institutionen (zusätzlich werden z.B. vom Goethe Institut oder deutschen Kultusministerien auch noch einige Residenzen in anderen Ländern angeboten). Daher bleibt das Projekt einer umfassenden Online-Datenbank zu individuellen Fördermöglichkeiten für die Kulturberufe in Europa weiterhin ein Desiderat, das nur in Zusammenarbeit mit nationalen Stellen oder Experten aus vielen Ländern – darunter evtl. auch den Trägern von touring-artists.info – realisiert werden kann. Vom Herausgeber des Handbuchs der Kulturpreise wurde dafür bereits ein Konzept entwickelt...