Ehre und Geschäft

Daniel Hug, Direktor der ART COLOGNE im Gespräch mit Regina Wyrwoll

Die ART COLOGNE ist die älteste Kunstmesse der Welt. Sie wurde 1967 als „Kunstmarkt Köln“ von den Galeristen Rudolf Zwirner und Hein Stünke gegründet und seit 1975 vom damals neu gegründeten Bundesverband Deutscher Galerien veranstaltet; seit 1997 wird sie von der KölnMesse GmbH getragen. Als Publikumsmesse immer erfolgreich, war sie zeitweise in der Fachwelt umstritten und geschäftlich weniger erfolgreich. Seitdem der Deutsch-Amerikaner Daniel Hug die Leitung übernommen hat, hat sie jedoch deutlich an Profil und Umsatz gewonnen und ist wieder zur wichtigsten deutschen Kunstmesse aufgestiegen.

Aber: Braucht eine Messe Preise?

 

Kulturpreise: Die ART COLOGNE hat bis 1988 mit der ersten Verleihung des ART COLOGNE Preis keine Preise vergeben. Können Sie das erklären?

Daniel Hug: Das ist nicht ganz richtig. In den 70er Jahren gab es bereits einen Vorläufer: den Preis des deutschen Kunsthandels, verliehen vom Verein progressiver deutscher Kunsthändler. 1988 haben die Kölnmesse und der Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler dann den ART COLOGNE-Preis eingeführt, der seitdem an Kuratoren, Museumsdirektoren, Galeristen und Sammler vergeben wurde, die sich in der Förderung und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst verdient gemacht haben.

Kulturpreise: Welche gesellschaftliche oder auch strategische Bedeutung messen Sie den drei Preisen bei, die inzwischen auf der ART COLOGNE verliehen werden: neben dem schon genannten Preis seit 2006 der ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstvereine und den ADKV-ART COLOGNE Preis für Kunstkritik?

Daniel Hug: Alle drei Preise sind einzigartig im deutschen Kunstgeschehen. Sie spielen nicht nur für die Preisträger eine wichtige Rolle, sondern auch für die ART COLOGNE als Veranstaltung und für den deutschen Kunstmarkt. Seit seiner erstmaligen Verleihung wurden mit dem ART COLOGNE-Preis jedes Jahr herausragende Leistungen in der Kunstvermittlung ausgezeichnet. Zu den Preisträgern gehörten unter anderem Ileana Sonnabend, Michael Werner, Annely Juda, und Wide White Space mit Anny de Decker und Bernd Lohaus. 

 

ADKV-ART COLOGNE Preis 2012 für den Badischen Kunstverein


Der ADKV ART COLOGNE-Preis wiederum nimmt Bezug auf ein singulär deutsches Phänomen. Das System von Kunstvereinen ist einzigartig und existiert in dieser Form nur in Deutschland. Mit der Vergabe dieses Preises möchte die ART COLOGNE gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine Leistungen und Verdienste der Kunstvereine würdigen, die durch bürgerschaftliches Engagement zur Kunstvermittlung beitragen und den deutschen Kunstmarkt maßgeblich unterstützen.

Der seit 2006 von der ADKV und der ART COLOGNE gemeinsam verliehene Preis für Kunstkritik zeichnet Kunstkritiker aus, die sich in ihren Publikationen im Spannungsfeld von zeitgenössischer Kunst und sozialem Kontext bewegen. Damit berühren die Preisträger immer auch die gesellschaftliche Dimension von Kunst und tragen somit zu einem besseren Verständnis von Kunstwerken und -strömungen bei.

 

Kulturpreise: Wird dieses Kölner Modell auch von anderen Kunstmessen praktiziert und wenn ja, wie unterscheiden sich die Preise?

Daniel Hug: Meines Wissens werden die drei genannten Preise in dieser oder ähnlicher Form ausschließlich auf der ART COLOGNE verliehen. Damit hat die älteste deutsche Kunstmesse in dieser Hinsicht ein klares Alleinstellungsmerkmal. Auf anderen Kunstmessen werden schon seit einigen Jahren Awards für die beste Galeriepräsentation verliehen, so zum Beispiel der Baloise Art Award auf der Art Basel. Vor drei Jahren haben wir mit dem MAURICE LACROIX Art Award for NEW CONTEMPORARIES zum ersten Mal einen vergleichbaren Preis für die beste Förderkoje bei den jungen Galerien vergeben. Bereits seit 1980 führen wir darüber hinaus gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Galerien und Kunsthändler, der Bundesregierung und dem Land NRW das Förderprogramm NEW POSITIONS für junge Künstler durch. Seit 2008 verleihen wir in diesem Zusammenhang den Audi Art Award.

Kulturpreise: Haben Preise gerade auch in Ihrem speziellen Kunstmarktsegment, das ja als Messe eine sehr große Öffentlichkeit bekommt, auch eine strategische Bedeutung?

Daniel Hug: Für den Preisträger oder die -trägerin ist der Gewinn natürlich eine Ehre. Gleichzeitig spornt ein solcher Preis die Galerien und Kritiker zu künftigen Bestleistungen an. Inzwischen sind die zwei erwähnten Preise, die wir gemeinsam mit dem ADKV verleihen, in der Kunstszene hoch angesehen und sorgen dementsprechend auch für große mediale Aufmerksamkeit – ein nicht zu unterschätzender Faktor. Der ART COLOGNE-Preis dagegen ist nicht einfach ein Preis, den man gewinnt sondern vielmehr eine Auszeichnung für ein Lebenswerk, für herausragende Leistungen in der Kunstvermittlung. Die Preisverleihung findet jedes Jahr mit einem großen Medienecho im Rathaus der Stadt Köln statt.

Maurice Lacroix Art Award – Präsentation bei der ART COLOGNE 2012

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