Regina Wyrwoll spricht mit Peter Bach, KunstSalon e.V. Köln
Der KunstSalon e.V. in Köln ist eine private Initiative, deren Grundsatz sich in drei Worte fassen lässt: Kunstnähe, Kunstgenuss, Kunstförderung. Inzwischen hat der Verein über 1.000 Mitglieder und zahlreiche Kooperationspartner. Er veranstaltet – übrigens inzwischen auch in Hamburg, Wiesbaden und Frankfurt - Festivals wie „Literatur in den Häusern der Stadt“ und „Musik in den Häusern der Stadt“, hat eine Tanzsociety und eine Filmsociety gegründet und vergibt zwei Kulturpreise. Das besondere daran: die Preisgelder sind, ebenso wie der gesamte Verein mit all seinen Aktivitäten, vollständig privat finanziert. Regina Wyrwoll fragte bei Peter Bach nach, dem Gründer und Vorstand des KunstSalon e.V. und Sprecher des Kölner Kulturrates.
Kulturpreise: Herr Bach, mit welcher Idee im Kopf haben Sie den KunstSalon e.V. 1994 gegründet und wie ist er strukturiert?
Bach: Die großen 70er und 80er Jahre in Köln mit Schwerpunkt in der Bildenden Kunst waren vorbei, viele kulturelle Stärken der Stadt waren im Hintergrund geblieben. Der KunstSalon wurde ein neuer Ansatz mit Akzenten in allen Kunstrichtungen. Er erfasste auch ein neues, weitgehend mittelständisches Publikum als breite Basis für rein privat finanzierte und organisierte Förderprojekte. Das führte nach intensiven Jahren des Aufbaus zu einem aktiven Stamm von über 1000 aktiven (Förder-)Mitgliedern.
Kulturpreise: Der KunstSalon e.V. hat eine ganze Reihe von Veranstaltungen im Programm, die sich auf ein hohes Maß an Partizipation der Mitglieder und Freunde stützen: Literatur in den Häusern der Stadt, Musik in den Häusern der Stadt, die Filmsociety, die Tanzsociety und schließlich auch die Freunde des Schauspiel Köln sind im KunstSalon beheimatet. Macht den Kölnern Kunst besonders Spaß oder wie erklären Sie sich diesen Erfolg privaten Engagements?
Bach: Die Kölner schätzen durchgängig Kunstereignisse, sie sind neugierig und setzen sich gerade auch zeitgenössischen Entwicklungen aus – weniger mit dem Kopf, mehr mit dem Bauch. Die kulturellen Fördervereine der Stadt zählen zusammengenommen weit mehr als 20000 Mitglieder, die Kunstgenuss zu einem Teil ihres Lebensgefühls gemacht haben. Genau dies macht Köln zu einer der ganz wenigen deutschen Städte, denen langjährig Bevölkerungszuwachs durch Zuzug vor allem junger Menschen prognostiziert ist. Im KunstSalon berichten viele immer wieder von einer so großen Kunstnähe wie sie bei größeren Institutionen kaum anderswo erlebt werden kann.
Kulturpreise: Bürgerschaftliches Engagement in der Kultur heißt aber nicht automatisch, Preise zu stiften. Warum hat sich bei den Mitgliedern des KunstSalon e.V. die Idee festgesetzt, über inzwischen viele Jahre das Stipendium Villa Aurora zu stiften und seit einigen Jahren auch den KunstSalon Autorenpreis – beide mit Reichweite in die deutschsprachigen Länder? Wie werden diese Auszeichnungen finanziert?
Bach: Zu ergänzen wären etwa der frühere bundesweite „Deutsche Drehbuchpreis KunstSalon“ und seit 2011 auch der Tanzpreis für die Kölner freie Szene. Gute Förderprojekte finden ihre Finanzierung – aber es ist trotz der Freigebigkeit vieler Kölner Bürger und unserer überregionalen Förderer ein harter Job, auch nur 10000 oder 20000 EU zu akquirieren. Indem wir Förderung immer auch als Miterleben eines künstlerischen Projekts gestalten, ist für viele erfahrbar, dass ein derartiger finanzieller Einsatz das Sammeln von Zinserträgen und anderen Renditen so eminent übertrifft und bei Geförderten und Förderern gleichermaßen hohe Zufriedenheiten hervorruft. Unsere eher lokalen Projekte werden in erster Linie von den zahlreichen Fördermitgliedern getragen, unsere Festivals sind inzwischen überregional und haben in den Veranstaltungsstädten nachhaltige Unternehmensförderungen gefunden.
Kulturpreise: Welches Resultat all dieser Bemühungen ist Ihnen besonders wichtig?
Bach: Für die geförderten Künstler zielen wir vor allem darauf ab, dass sie im Anschluss an unsere Projekte auch besser und dauerhafter von ihrer Kunst leben können. Das Villa-Aurora-Projekt ist dafür ein sehr gutes Beispiel. Es muss aber auch auf Seiten der Förderer ein „Resultat“ geben durch kommunikative, emotionale wie intellektuelle Gewinne im Prozess der Projekt- und Kunstnähe. Das ist der Dreisprung „Kunstnähe-Kunstgenuss-Kunstförderung“.